Ta-Dum: Full Swing auf Netflix liefert ab
„Full Swing“ hat ziemlich eingeschlagen. Die achtteilige Netflix-Serie rangiert nach dem weltweiten Start am 15. Februar in den Top-Ten der beliebtesten Formate des Streaming-Senders. Das ist beachtlich, denn schließlich geht es immer noch um Golf.
Die Macher von „Formula 1: Drive to Survive“ legen nach ihrem Riesenhit nach: „Full Swing“ heißt die Serie mit acht Episoden á 40 bis 50 Minuten die unter anderem Jordan Spieth, Justin Thomas, Rory McIlroy, Tony Finau und Matt Fitzpatrick in der PGA-Tour-Saison 2022 begleiten. Zudem gibt es Footage von allen vier Majors, darunter die Open in St. Andrews. Der Fokus liegt pro Folge meist auf zwei Spielern, deren Story miteinander verknüpft ist. So startet das Spektakel mit Jordan Spieth und Justin Thomas, die sich kennen, seitdem sie kleine Jungs sind und auf Junioren-Ligen um die ersten Erfolge kämpften.
Beachtlich – und auffallend – ist dabei die Qualität der Bilder. Es ist ein wenig wie bei Chef's Table, wo man sofort Appetit verspürt, wenn die Kamerafahrt über die grandios angerichteten Speisen beginnt und dazu Vivaldi erklingt. Haute Cuisine at its best. Das klappt bei Golfplätzen natürlich ebenso exzellent, denn Drohnenflüge zählen schließlich zum guten Standard. Also geht es über das 16. Loch bei der Waste Management Phoenix Open oder über den Küstenstreifen Schottlands in das beschauliche Golferstädtchen St. Andrews. Alleine diese Aufnahmen machen Spaß und bestärken das Verlangen, sofort die Schläger aus dem Keller zu holen.
Inhaltlich ist Full Swing natürlich vor allem etwas für Golfer und Fans des Sports (die meisten werden aber ebenfalls auch selber Golf spielen). Andererseits wurde schon vom Hörensagen mehrfach bestätigt, dass beispielsweise Lebenspartner*innen plötzlich auch mitgucken wollten und es dann sogar spannend fanden, hinter die Kulissen zu schauen und die portraitierten Spieler und ihre Partnerinnen etwas besser zu verstehen. So sieht man einen blond-gefärbten Brooks Koepka, der in seiner Prunkvilla sitzt und jedes Selbstbewusstsein vermissen lässt. Weder Model-Ehefrau Jena Sims noch die schwarze Labrador-Hündin Cove scheinen da helfen zu können.
Menschlich super sind dann natürlich Typen wie Joel Dahmen, Sahith Theegala oder Tony Finau. Und spannend ist zu sehen, dass auch sie erfolgreich sein können und gewinnen, obwohl sie Selbstzweifel haben (Dahmen), reichlich Emotionen zeigen (Theegala) oder ihre Familie (Finau) vor ihr Spiel stellen.
Außerdem haben die Full-Swing-Erfinder mit der Saison 2022 eine wirklich spannende erwischt. Denn es war auch die Zeit, in der sich die von den Öl-Dollars der Saudis finanzierte LIV Tour manifestiert hat und doch einige Big Names angelockt hat. Der Ruf des Geldes war dann doch zu stark, auch wenn die Herren mit ihren Privat-Jets und Geländewägen auch zuvor nicht gerade an der Armutsgrenze entlang über die Grüns schlenderten.
Die Schlussepisode ist dann dem aktuell vielleicht größten Namen im Profizirkus gewidmet: Rory McIlroy. Der Nordire ist mittlerweile der stärkste Unterstützer der US PGA Tour und gilt als Opinion Leader für die besten Spieler der Welt. Nicht nur sein Spiel, sondern auch sein Wort hat Gewicht. Daher muss man durchaus von einem großen Erfolg der Netflix-Crew sprechen, dass sie Rors überzeugen konnten, bei Full Swing mitzumachen. Zwar gibt es keine Bilder aus seinem privaten Umfeld (weder von Ehefrau Erika Stoll noch Tochter Poppy), dafür aber reichlich Insights aus den Umkleideräumen der Clubhäuser sowie von den Turnieren. Denn die teilnehmenden Protagonisten wurden jeweils mit einem Mikrofon verkabelt.
Fazit: Unbedingt ansehen, wenn man sich für gut gemachte Dokus und Reportagen interessiert und Golf in irgendeiner Form liebt.